Hanshi Hidemi
Tamayose (9. Dan)
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Eine
Woche lang hoher Besuch aus Japan beim KSZU Mgn e.V.
Großmeister Hidemi Tamayose (9. DAN) beim 3. Europacup KOBUDO in
Meiningen
Interview des "Meininger Tageblatt" mit
Thomas
Reiter,
Abteilungsleiter Kobudo,
anlässlich des 3. Europacup Kobudo
MT: Was ist KOBUDO?
TR: Übersetzt bedeutet Kobudo alte (KO) Kampf- (BU)
künste (DO). Es ist eine Art des Kampfes mit den verschiedensten
Bauern-, Fischer- und Handwerkerwerkzeugen der einfachen
Bevölkerung. Die Ursprünge des Kobudo liegen auf den Ryu-Inseln, von
denen Okinawa (Japan) die größte ist. Erstmalig wurden Kobudowaffen
im 13ten Jahrhundert in einem Kriegsberichtsbuch erwähnt. Zur Zeit
der japanischen Besatzung hatten die Bewohner der Ryu Kyu (Ryu-Inseln)
hohe Steuern zu zahlen und es war ihnen verboten Waffen zu tragen.
Dies war der Beginn des heutigen Kobudo, da Alltagsgegenstände wie
BO (Stock), SAI (Metallgabeln) und TONFA (Mühlholz) nicht den
Charakter von Waffen hatten und somit das Tragen eben dieser erlaubt
war. Heute treten vor allem SV-Techniken des Kobudo in den
Vordergrund - Die reale Anwendung der Waffe in der
Selbstverteidigung. Nicht umsonst trainieren Polizei- und
Spezialeinheiten auf der ganzen Welt den Umgang mit Kobudowaffen. In
unserem Verein wollen wir die Tradition der alten Kampfkunst
Okinawas vermitteln und bewahren. Kobudo versteht sich als sekundäre
Kampfkunst und trägt wesentlich zum Verständnis des primär
ausgeübten Kampfsports wie z.B. Karate und Taekwondo bei.
MT: Wie ist das Kobudo nach Meiningen gekommen und warum wird der
Europacup im KSZU-Meiningen
ausgerichtet?
TR: Vor ca. 20 Jahren habe ich mit dem Shorinji Ryu Karate und
Kobudo bei Hanshi Bill Marsh (8. Dan) in Trier begonnen. Das
Fundament der alten Kampfkunst Okinawas habe ich bei Bill auf eine
professionelle Art erworben und verinnerlicht. Im Jahre 2005 habe ich mit
dem Kampfsport Taekwondo begonnen. Im gleichen Jahr haben wir die
Abteilung Kobudo im KSZU gegründet. Das Angebot wird von den
Taekwondoins gut angenommen und Interessierte von anderen Vereinen
wollen das Kobudo auch verstehen lernen. Gemeinsam mit meinem
Co-Trainer, Frank Herrmann (1. Dan Karate), habe ich zahlreiche
Seminare und Lehrgänge des Ryukyu Kobudo Tesshinkan besucht. Die
Beziehungen und mittlerweile Freundschaften zu den Verantwortlichen
in dieser Kampfkunst in Europa führten dazu, dass der 3. Europacup
in diesem Kobudostil in Meiningen stattfinden kann. Hierüber sind
wir sehr stolz.
MT: Auf welchem Niveau wird der 3. Europacup durchgeführt?
TR: Bei diesem Europacup werden Kata (Kampfformen) mit einteiligen
und zweiteiligen Waffen vorgeführt. Insbesondere der Bo (1,80 m
Langstock) wird zum Einsatz kommen. Der Bo ist eine schwer zu
beherrschende „Waffe“, zu der ein hohes Niveau an Koordination und
Dynamik erforderlich ist. Der seit 2004 amtierende Europameister und
der Vizeeuropameister nehmen am Europacup teil. Weiterhin wird der
Deutsche Meister in einteiligen und zweiteiligen Waffen zu sehen
sein. Highlight des Turniers wird die Anwesenheit des Stiloberhaupts
des Ryukyu Kobudo Tesshinkan Kyokai aus Okinawa, Hanshi Hidemi
Tamayose (9. Dan), sein.
MT: Wie hat es der KSZU geschafft, einen Großmeister aus Japan nach
Meiningen zu holen?
TR:
Wir stehen in einem engen und freundschaftlichen Kontakt zum
direkten Schüler von Hanshi Tamayose, Frank Pelny (4. Dan Karate, 2.
Dan Kobudo) aus Nordhausen/Thüringen. Hauptberuflich ist Pelny
Karatelehrer und im Deutschen Karate Verband (DKV) für Thüringen als
Stilrichtungswart verantwortlich. Als technischer Direktor des
Ryukyu Kobudo Tesshinkan in ganz Europa pflegt Pelny auch enge
Kontakte zu Vereinen und Verbänden in Russland. Vor diesem
Hintergrund konnten wir den Großmeister für Meiningen begeistern.
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